Musikschullehrer und Zweigstellenleiter Johann Baptist Schmuck und Bürgermeister Hans Pertl stellen sich unseren Fragen zur Zweigstelle der Musikschule in Staudach-Egerndach

Zweigstelle Staudach-Egerndach: „Hier passiert musikmäßig viel!“

Die neue Zweigstelle Staudach-Egerndach der Musikschule Grassau Seit die Musikschule Grassau im Jahr 2016 um mehrere Zweigstellen erweitert wurde, ist auch Staudach-Egerndach integraler Bestandteil der mit fast 1.000 Schülern größten Musikschule im Landkreis Traunstein. Bürgermeister Hans Pertl und der verantwortliche Zweigstellenleiter Johann Schmuck stellten sich im Interview den Fragen.

Herr Bürgermeister Pertl, sind Sie selbst Musiker/Musikant?
Pertl: Ja – zumindest möchte ich es werden. Ich bin „Anfänger seit zwei Jahren“ und lerne Klarinette bei Stefanie Menter. Jetzt beim neu gegründeten Erwachsenenmusizieren in Staudach bin ich auch dabei. Ich hatte immer schon den Wunsch, Musik zu machen. Vielleicht liegt das in der Familie: Mein Opa war Mitbegründer der Wössner Musikkapelle …
Herr Schmuck, was ging Ihnen durch den Kopf, als man Ihnen anbot, Leiter der örtlichen Zweigstelle zu werden?
Schmuck: Den Kopf hab‘ ich ausgeschaltet! Wichtige Entscheidungen treffe ich immer aus dem Bauch heraus, und ich war mir sicher, dass es hier gut läuft: „Dees wird wos.“ Gewünscht war ja der Aufbau einer Blasmusik, beginnend mit einer Bläserklasse für Erwachsene, und meine Kernkompetenz sind ja die Bläser. Das traf sich also gut.
Wie sieht der Gemeinderat den Zusammenschluss der inzwischen sieben Mitgliedsgemeinden zur neuen Musikschule Grassau?
Pertl: Die Fusion lag im Sinne des Gemeinderats, und wir kannten die Musikschule Grassau ja schon gut: Viele Kinder und Jugendliche aus Staudach-Egerndach waren dort bereits Gastschüler.
Wie sehr die Gemeinde hinter ihrer Musikschul-Zweigstelle steht, erkennt man daran, dass sie viel in die Ausstattung eines eigenen Musikraums in der Grundschule gesteckt hat: neuer Boden, Schalldämmung, Klimaanlage, ein sehr gutes Klavier – die Gemeinde hat ein hohes Qualitätsbewusstsein gezeigt. Die Unterstützung war und ist massiv.
Welche musikalischen Aktivitäten gab es bislang im Ort?
PERTL: Es gab immer mal wieder kleine Gruppen, z. B. Stubnmusi und auch mal kurz eine Musikkapelle; da bestanden Kontakte zu Schleching. Aber, wie gesagt, den Wunsch nach einer zünftigen Blasmusik hat es immer gegeben.
SCHMUCK: Und nicht zu vergessen: Die beiden Gasthöfe in Staudach (Gasthof Mühlwinkl) und in Egerndach (Gasthof Ott) bieten ein vielseitiges Musikprogramm. Beim Ott finden jedes Jahr die Volksmusiktage statt, und die „Musikbühne Staudach“, organisiert von Alex Welte, bietet regelmäßig gut besuchte Veranstaltungen an – die Musik hat im Ort also durchaus schon Tradition.  
Wie ist das Echo bei den Bürgerinnen und Bürgern – hat man im Dorf schon etwas von der „neuen Musik“ gehört?
SCHMUCK: Durch ihr Zither- und Flötenprojekt in den ersten und zweiten Klassen der Grundschule haben meiner Kolleginnen Sabine Huber und Caroline Schmid hier schon gute Aufbauarbeit geleistet. Jetzt findet die Musik in der Gemeinde immer mehr ihren Platz. Wenn wir mit dem Erwachsenenmusizieren ein bisschen weiter sind, so vielleicht in zwei Jahren, werden wir sicher schon bei Veranstaltungen zu hören sein, auch zusammen mit Jugend-Ensembles. Und wir kriegen dann vielleicht auch jährlich ein Zweigstellen-Vorspiel hin; da kann ich mir als Veranstaltungsort die Staudacher Almen gut vorstellen.
Gehört hat man schon vom ersten Erfolg junger Musikschüler aus Staudach: Zwei Burschen, nämlich Anton Kluger und Moritz Holzner, haben mit ihren beiden Kollegen des Quartetts Räuberbande einen 1. Preis mit Weiterleitung zum Landeswettbewerb „Jugend musiziert“ erhalten.
Was haben die Kinder, was die Erwachsenen von der neuen Zweigstelle?
PERTL: Die Kinder und Jugendlichen haben jetzt ganz klar den Vorteil, dass sie Unterricht im Dorf haben und keine weite Anfahrt mehr. Das entlastet auch die Eltern. Wir können in unserem Musikraum alle Kernfächer von Klavier bis Schlagzeug anbieten. Dass die Staudach-Egerndacher jetzt eine eigene musikalische Heimat haben und gestalten können, ist nicht zu unterschätzen.
Wer hat sich wofür zur Musik in Staudach-Egerndach angemeldet?
SCHMUCK: Musikschüler im Kindes- und Jugendalter – wie in allen Zweigstellen. Beim Erwachsenenmusizieren haben wir musikbegeisterte Berufstätige, darunter etliche Schülereltern, und Rentner. Sie haben in der Regel keine Vorkenntnisse, aber das ist kein Problem: Notenlesen kriegt man innerhalb von zehn Minuten hin. Die Leit san total auf Kurs.
Beim Erwachsenenmusizieren haben wir mit Corinna Lackerschmid sogar jemanden dabei, die beim MON eine Ausbildung zur Dirigentin macht. Da sind wir also besonders gut aufgestellt.
Wie sieht die Zukunft aus: Konkrete Pläne? Visionen?
PERTL: Irgendwann hat Staudach-Egerndach eine gute Blasmusi, die sich hören lassen kann!
SCHMUCK: Ich finde ein heiteres Klima in den Proben gut. Mir ist es das Wichtigste, wenn alle mit einem Lächeln rausgehen.

Interview: Uta Grabmüller
27.2.2017

_____________Bildunterschrift Zweigstelle Staudach-Egerndach__________________
Bürgermeister Hans Pertl (2. von links.) freut sich mit Zweigstellenleiter Johann Schmuck und den Musikschülern Anton Kluger und Moritz Holzner über den musikalischen Aufwind in Staudach-Egerndach (Foto: Grabmüller)