junge Geförderte in der Musikschule bedanken sich bei der Wolfgang Sawallisch Stiftung im Stiftungskonzert, © Musikschule Grassau, Ludwig Flug

Großartiges Stiftungskonzert der Musikschule 2019

Es war ein faszinierendes, erstaunliches Stiftungskonzert, das die Zuhörer im Heftersaal begeisterte. Stiftungskonzert deshalb, weil die Geförderten der Musikschule der Wolfgang Sawallisch Stiftung etwas zurückgeben wollten. Junge Musiker hielten ihr Publikum zwei Stunden in der Schwebe zwischen Begeisterung und Erstaunen.

Fünf junge Damen aus drei Achentalgemeinden eröffneten das Konzert mit dem Tanz der Rohrpfeifen aus Tschaikowskis Nussknacker. Prima lösten die jungen Damen die Aufgabe. Eine Aufgabe, die ohne Stiftung nicht möglich wäre. Die Stiftung übernimmt in vielen Fällen den Ensemble-Unterricht, um die Eltern und Gemeinden wenigstens insofern zu entlasten.

Sonst spielen jüngste Musiker ihre Auftritte in der Musikschule, um Sicherheit für Bühnenauftritte zu gewinnen. Nicht unbedingt ihr Können, ihr kindlicher Charme macht sie zu Gewinnern der Herzen. Wer angesichts des Violin-Duos aus der achtjährigen Alice Pfaffinger und der siebenjährigen Julia Burkali Ähnliches erwartete, für den boten sie eine Überraschung. Moderator und Musikschulleiter Wolfgang Diem bereitete die Zuhörer auf Besonderes vor: Alicia ist jüngstes bayerisches, Julia jüngstes Salzburger Mitglied im Mozart Kinderorchester der Stiftung Mozarteum Salzburg. Sie spielten ein schnelles „Back to Ireland“ von Alexev Igudesmann. Ohne Scheu und selbstbewusst ließen sich die beiden für ihren überraschenden Auftritt feiern.

Da stand fest, es würde ein ganz besonderer Abend werden. Die Anspannung und Konzentriertheit von der Bühne erfasste die Zuhörer und entlud sich allzeit im großen Beifall. Auch optisch beeindruckend die beiden jungen Herrn im nächsten Duo. Ferdinand Spitzer und sein Horn und Leo Huber am Flügel spielten eine Burleske von Manfred Sternberger und ein Andante von Charles Guonod. Das ist ihr Wettbewerbsprogramm für „Jugend musiziert“ in der Altersklasse 2 der Duo-Wertung. Beeindruckend. Bemerkenswert an diesem Duo: Es ist ein Musikschulkooperation zwischen Trostberg und Grassau.

Erfahrungen aus „Jugend musiziert“ hat das Duo aus Katharina Hackl, Bernau, und Evelyn Rupp, Bergen, schon. Im Regionalwettbewerb gewannen sie gemeinsam den 1.Preis in der Klavier-Duo Wertung. Jetzt erfreuten sie die Zuhörer und ihre Musiklehrerin Catalina Popovici vierhändig mit einer Schostakowitsch-Polka.

Eine Passacaglia von Georg Friedrich Händel, ein Instrumentalstück aus dem Barock, spielte Lena Kurfer auf der Harfe. Die 16-Jährige gewann im Vorjahr im Trio der Seewind Harfendirndln den Wasserburger Löwen. Sie spielte seitdem einige Live-Auftritte und Studioaufnahmen beim Bayerischen Rundfunk. Derzeit bereitet sie sich auf das Additum Musik zu ihrem Abitur vor.

Frisch zum Gitarrentrio der Dirndln von 16 bis 18 Jahren gestoßen ist die 14-jährige Marlies Hacher. Das Quartett, zuhause in Klassik, Moderne und Volksmusik überzeugte mit Pachebels Kanon. Von der Geige kommt Martin Reiser, der auf dem Waldhorn die Romance von Camille Saent Säens spielte. Dieser Weg der Ausbildung ist nicht neu, wusste Mitmoderator und Musikschulleiter Otto Dufter. Früher war der üblich, weil er den Musikern natürliche Dinge wie die Feinheiten der Melodie vermittelte. Reiser vermittelte das – am Klavier von Stefan Unterhuber begleitet – sehr schön.

Klavierbegleitung gab es für Miriam Netzer von ihrer Schullehrerin Elke Gebauer. Netzer spielte Beethoven auf der Violine. Sie ist in der 9. Klasse des Landschulheims Marquartstein. Schule und Musikschule kooperieren häufig miteinander, die Schüler zu fördern. Miriam Netzer kennt öffentliche Auftritte aus dem Chiemgau Sinfonieorchester und dem Jeunesse Orchester in Maria Zell. Sie überzeugte im Heftersaal.

Besonderen kräftigen Beifall bekam Hannah Kink mit ihrer Querflöte. Schon 2017 erreichte sie im Regionalwettbewerb von „Jugend musiziert“ den ersten Preis. Im letzten Jahr legte sie die D2 Prüfung, das silberne Leistungsabzeichen in den Prüfungen für Musiker. Sie spielte den Czardas des Vittorio Monti, begleitet von Musiklehrerin Catalina Popovici am Klavier.  

Der Schlagzeuger Jakob Ngom, 13 Jahre jung, überzeugte das Publikum nach wenigen Takten, der junge Mann lebt den Rhythmus. Das galt besonders als Lehrer Michael Keul im letzten Drittel begleitete.

Neu gegründet spielte das Posaunenquartett der Musikschule um Lehrer Johann Schmuck seinen ersten öffentlichen Auftritt.  Neu als Quartett, aber mit D2- und D3 Abzeichen dekoriert und sogar Bundespreisträger von „Jugend musiziert“ dabei, begeisterten die jungen Musiker eher routiniert und abgeklärt mit einer fetzigen Swing-Nummer Fighting Trombones – frei übersetzt: fechtende Posaunen -, begleitet von Michael Keul am Schlagzeug.

Nach der Pause stand die Knopf Soatn Blech Blosn an, ein Quintett junger Musiker aus Marquartstein, Grassau und Staudach, das letztes Jahr den begehrten Volksmusikpreis des Wasserburger Löwen gewann. Seitdem sind die jungen Leute fleißig auf den Bühnen unterwegs. Vor allem ihr selbst ausgerichteter Löwenhoagascht, ein Volksmusikabend in Staudach, begeisterte das Publikum. Das gelang auch diesen Abend.

Virtuos und mit mitreißender Begeisterung strich Lilian Pavlak die Violine, begleitet von Klavierlehrerin Elisabeth Nagl. Ähnlich hochkarätige Mitmusikanten hatte sich Kilian Nißl gewählt. Im Trio mit Musikschulleiter Otto Dufter mit der Ziach und Zweigstellenleiter und Musiklehrer Johann Schmuck auf der Posaune schmetterte er auf Augenhöhe eine glasklare Trompete. Das Publikum war hingerissen von seinem schneidigen Sololändler von Hans Kröll. Mit dem bereitet er sich auf sein nächstes Leistungsabzeichen vor.

Feines Finger G’spui bot das gleichnamige Trio mit den Stücken „Die Lindenhuberin“ und „s’Nachtgespenst“. Dafür gab es ebenfalls grandiosen Beifall.

Am Ende des Konzertes standen Aushängeschilder der Musikschule, die schon seit geraumer Zeit ihren Weg auch auf größeren Bühnen gehen. Sie wurden ihrem Ruf, den sie sich in der Region erarbeiteten, wieder einmal gerecht. Da blies das Hornquartett der Musikschule das Erste Stück aus Six pieces von Nikolas Tscherepnin und Besame Mucho. Kate Westermeier lies die Prélude in Cis-Moll von Sergei Rachmaninoff am Klavier lebendig werden. Sie steht gerade im Abitur und hat mit diesem Stück ihre letzte Prüfung im Musikadditum mit 1 abgeschlossen. Grass Brass bewies einmal mehr die Bandbreite auf hohem Niveau mit den vier Teilen der Petite Suite von Jan Koetsier. Inzwischen ist Marlene Noichl als Musiklehrerin an der Musikschule zurück. Mit ihrem Auftritt schloss sie den Kreis vom jungen Dirndl mit Förderung bis zur heutigen Musikerin. Begleitet von Beatrice von Kutzschenbach am Klavier spielten beide die Sonate für Klarinette und Klavier, op. 167, den 1. Satz Allegretto.

Der Abschluss gehörte dem beeindruckenden Posaunenchor mit den Musiklehrern Wolfgang Diem und Johann Schmuck in den Reihen. Mit einem fetzigen El Crangrejo von Paul Tanner setzten sie einen wunderbaren Schlusspunkt.

Die Meinungen der Zuhörer nach dem Konzert waren vielschichtig. Alle freuten sich, einen so wunderbaren musikalischen Abend erlebt zu haben. Häufig trat das Erstaunen über die Leistungen der jungen und jüngsten Musiker hervor. Andere freuten sich auf die musikalische Zukunft in der Region. Mit solchen Musikern und Veranstaltungen erkämpfe sich die Kultur einmal mehr ihren Stellenwert, fanden andere.

Die Protagonisten des Abends können stolz auf sich sein, sieht es Musikschulleiter Wolfgang Diem. Und auch wenn der Saal mit Blick auf die Schneelage nicht voll war, die Begeisterung der Zuhörer schlug sich sichtbar in den Spendenkörben zugunsten der Sawallisch Stiftung nieder. Das war das Ziel der jungen Leute im Konzert.

Die Idee hinter der Zusammenarbeit von Stiftung und Musikschule begeistert den Lions-Club Marquartstein-Achental. Roland Netzer begründete den hohen Stellenwert, den der musikalische Nachwuchs hat. An Musikschulleiter Wolfgang Diem überreichte er einen Scheck über 1.950 Euro. Humorvoll setzte Wolfgang Diem auf eine weitere Zusammenarbeit.