Kreisverkehr mit Blick auf Kirche, © Stefan Kattari
Luftbild Grassau Zentrum, © Hans Vodermeier, Publicdesign

Chronik Mietenkam

Der Gemeindeteil Mietenkam erstreckt sich nördlich von Grassau von dem kleinen Weiler "Weiher" bis zum Fuße des Westerbuchbergs, von der Tiroler Ache im Osten über den kleinen Ortsteil "Au" bis hin zur Kendlmühlfilzn.

Urkundlich erwähnt wurde Mietenkam zwar erst im Jahre 1114 als Sitz eines Grafen Marquart, seine Ursprünge sind aber wahrscheinlich älter. In früheren Zeiten wurde es auch Mutenheim oder Muytenheim geschrieben; diese Bezeichnung geht auf das Haus oder Heim des Muto zurück.

Ursprünglich bestand der Ort nur aus wenigen Häusern, wie eine alte Postkarte von ca. 1910 zeigt, welche 1917 verschickt wurde. Nach 1960 wuchs die Bevölkerungszahl durch Ausweisung vieler Baugrundstücke auf nunmehr fast 1.000 Einwohner an.

Mitten im Dorf steht die Kirche der heiligen Margarethe. Sie wurde wahrscheinlich im 14. Jahrhundert erbaut. 1829 brannte sie völlig aus und wurde 1832 neu errichtet. Das ungewöhnliche Zeltdach des Turmes soll der ersten evangelischen Kirche Münchens nachempfunden sein, welche 1827 − 1833 als Matthäuskirche entstand. Bei den Renovierungsarbeit an der Fassade und am Fundament 1987 fand man auch einen Römerstein, welcher jetzt in der Kirche rechts vom Eingang aufgestellt ist. Der Römerstein aus dem 2. − 3. Jahrhundert trägt folgende Aufschrift:

DIS MANIBVUS SABRIVS SECVNDVS VLPIAE DOMITILLAE CONIVGI OBITAE ANNORVM L.
Übersetzung: Den Totengöttern Sabrius Secundus der Ulpia Domitilla seiner Gattin, verstorben mit 50 Jahren.

Durch großzügige Spenden war es in den letzten Jahren möglich, die Kirche im Inneren zu renovieren. Die letzten Arbeiten wurden erst nach dem Jahr 2000 durch den großzügigen finanziellen Einsatz der Mietenkamer ermöglicht.

Der prägendste Gebäudekomplex Mietenkams ist neben der Kirche und dem Wirtshaus "Zur Kampenwand" die Kendlmühle, nach der das angrenzende Moor benannt wurde. Die Ursprünge gehen bis in das 12. Jahrhundert zurück. Aus dieser Zeit um 1180 wurde die Schenkung durch Otto von Sulzbach auf Marquartstein an Herrenwörth bekannt.

Neben den landwirtschaftlichen Betrieben und der Kendlmühle prägten nur wenige weitere Betriebe das Bild Mietenkams. Neben einer Schmiede bzw. Schlosserei und einigen wenigen Geschäften wurde das wirtschaftliche Leben aber durch einen sich langsam entwickelnden Fremdenverkehr nach dem Krieg geprägt. Die damals schon beim Genghammer verkauften Ansichtskarte zeigen nicht nur das liebenswerte Dorf Mietenkam wie es wirklich war, sondern auch, wie man schon damals mit Fototechnik ganze Gebirge verschob, um die Landschaft attraktiver zu machen.

Weiher an der Abzweigung der Straße "In der Au" von der "Mietenkamer Straße" umfasst nur wenige Gebäude bäuerlichen Ursprungs und eine kleine Kapelle, welche dem heiligen Leonhard geweiht ist und jährlich Ziel des Leonhardiritts ist. Sie wurde 2001 mit großem Einsatz der Weiherer und Mietenkamer renoviert. Weiher oder in alten Urkunden Wiare oder Wihate geschrieben, hatte seinen Namen ursprünglich von einem kleinen Weiher, der in den Wiesengründen in südlicher Richtung lag. Er soll vor längerer Zeit einmal eine größere Ausdehnung gehabt und eine stattliche Zahl von Fischen beherbergt haben. Weiher wurde bereits im 10. Jahrhundert bekannt. 1155 wurde ein Perthold, 1220 ein Sighoto von Wihare als Zeugen bei einer Hohensteiner Schenkung angeführt.

Mehr als 2 Jahrhunderte prägte eine mächtige Silberweide das Bild von Weiher auf dem Wege von Grassau nach Mietenkam. In den letzten Jahren brachen immer wieder die Stürme Äste aus dem prachtvollen Baum. Beim Sturm 2003 wurde dann der Hauptstamm auseinander gesprengt, so dass nur noch zwei Nebenstämme stehen geblieben sind. Diese mussten dann aus Sicherheitsgründen auch gefällt werden, so dass nur noch die Wurzelstöcke und Stammreste von dem mächtigen Baum künden. Es ist aber zu hoffen, dass sich aus dem verbliebenen Stamm neue Triebe entwickeln werden, damit in den nächsten Jahrzehnten wieder ein so prachtvoller Baum das Bild von Weiher prägt.

Die Au wurde in der Geschichte von zwei Anwesen geprägt vom "Nager" und vom "Bauern in der Au" oder "beim Aubauern". Letzter Hof war der Stammsitz einer Adelsfamilie von Auer. Zu diesem Gut gehörten einstmals viele Grundstücke und Höfe in Reifing, Piesenhausen, Übersee und auch die Kendmühle in Mietenkam. Auch nachdem sich die Familie Auer in Winkel bei Grabenstätt nieder gelassen hatte, verblieb ihr noch das Erbbegräbnisrecht, das sog. Sepulturrecht in der Grassauer Kirche. Besonders erwähnenswert ist, dass einige historisch bedeutsame Persönlichkeiten dieser ursprünglich in der Au beheimateten Familie enstprungen sind. So wurde im Jahre 1526 ein Hanns der Auer und einer seiner sieben Söhne selig gesprochen. Der schon 1329 erwähnte Hanns soll weit über 100 Jahre alt geworden sein und hatte große Grundstücksschenkungen an Herrenwörth gemacht. Zudem verkaufte er Güter bei Chieming, Reifing und Piesenhausen, zudem die Aumühle bei Übersee an das Kloster der heiligen Klara zu München. Ende des 15. Jahrhunderts wurde zudem Magdalene von Auer auf Winkel als Äbtissin des Klosters Frauenchiemsee erwähnt.

Am Ostrand der Au, am heutigen Erlenweg befand sich früher ein Bahnhof mit einer kleinen Wirtschaft. Das Haus wurde zwar bereits 1884 als "Bahnhofsrestauration" eröffnet, mit dem Bau der Bahnstrecke bis nach Marquartstein wurde aber erst ein Jahr später begonnen. Dem Bahnhof gegenüber war der Endpunkt einer Seilbahn, welche den Zement von Staudach durch die Filzn über die Tiroler Ache transportierte.

Noch eine Bitte zum Schluss
Zu einer umfassenderen Beschreibung der Geschichte Mietenkams fehlen noch sehr viele Informationen und auch Bildmaterial. Es wäre wünschenswert, wenn derartiges Material zur Verfügung gestellt werden könnte, damit alle Mitbürger des Ortes mehr über die Geschichte ihrer Heimat erfahren.