Lesung von Julie Fellmann in der Bücherei Grassau

Martina Fischer - Vom Leben auf der Alm - Oktober 2016

Zum krönenden Abschluss der Ausstellung „Unsere Almen im Achental- Pflanzen und Kräuter“ erzählte die Sennerin und Buchautoren Martina Fischer im Galerieraum aus ihrem Leben als „Almerin“ und las aus ihrem Buch „Die Alm- ein Ort für die Seele“

Fünf Sommer verbrachte Martina Fischer, gelernte Krankenschwester und Bäuerin, auf der Alm, zunächst auf der Rampoldalm und die letzten zwei Jahre auf der Laubensteinalm. Mit leuchtenden Augen beschrieb sie die Aussicht an klaren Tagen und dieses Freiheitsgefühl so hoch oben, wenn sie auf die Täler blickt. Ihre Erfahrungen, Erlebnisse und Sehnsüchte als Sennerin schrieb sie in einem Buch nieder.

Die Kühe wurden bei der Rampoldalm bereits Mitte Mai aufgetrieben. „Das Gras soll den Viechern ins Maul wachsen“, sagte sie. Bis Ende September durfte das Vieh auf der Alm bleiben. Das Besondere am Almleben sei, dass man eine Arbeit nach der anderen machen könne und für jede Arbeit die Zeit habe. Zu den Hauptaufgaben zählen  Stallarbeit  Melken und Buttern, Brotbacken und Käseherstellen, Tiere zählen und Weideflächen begehen. Martina Fischer erzählte sowohl von den schönen wie auch von tragischen Ereignissen. So berichtete sie, wie nach einem heftigen Gewitter eine Kalbin abstürzte und wurde 300 Höhenmeter tiefer tot gefunden. Mit einem Hubschrauber musste das tote Tier geboren werden. „Eine traurige Situation, die niemand erleben möchte, aber auch zum Almleben dazu gehört“, erklärte sie.

Einen Almsommer lang nahm sie Ziegen mit auf die Alm. Ziegen seien aber nicht erziehbar. Bei einem Unwetter  gelang es den Tieren ins Haus zu kommen und  hinterließen ein Chaos. Sie musste die Tiere wieder abgeben. Ihre Hühner jedoch durften bleiben und bekamen einen Stall mit automatischer Schließanlage, so dass das Federvieh nachts vor dem Fuchs in Sicherheit war. Die Füchse stellten somit kaum eine Gefahr dar, wohl aber freilaufende Hunde. Eine Frau hatte ihre drei Hunde nicht angeleint.  Mit Müh und Not konnte dem einen Hund der einst stolze Hahn entrissen werden. Was die Sennerin noch mehr entsetzte, war die Reaktion der Hundehalterin, die keinerlei Einsicht zeigte.

Der Almsommer 2013 war ein besonderes Jahr. Sie sei am 16. Mai mit dem Vieh hinaufgegangen und bereits am 23. Mai kam der Schneeeinbruch. Es wurde versucht alle Viecher im Stall unterzubringen. Der Schnee blieb lange und das Wasser wurde knapp und musste aus dem Dorf nach oben transportiert werden. Da sie auch immer das Wetter aufzeichnet, wusste sie, dass am 3. Juni nur ein Grad gemessen wurde und zwei Wochen später waren es bereits 30 Grad. Es folgte dann eine extreme Trockenheit und sechs Wochen lang regnete es nicht.

Sie berichtete weiter von ihrem Leben auf der Laubenstein Hochalm. Auf der Nachbaralm gab es zwei Säue. Eine davon wurde von den Kühen „zerstoßen“. Zunächst wusste man dieses Ereignis nicht einzuordnen. Früher aber hatten Säue oft Kälber angegriffen und so wurde diese Sau als natürlicher Feind angesehen. Noch viele weitere Erlebnisse konnten die vielen Zuhörer erfahren. Abschließend sagte Martina Fischer noch „Ich habe gelernt, Ruhe auszuhalten und zu genießen“!

Auch Dr. Hans Grabmüller, Vorsitzender des Heimat und Geschichtsvereins, erklärte, dass die große Resonanz zum „Almthema“ ermutige weiterzumachen.  Caroline Zeisberger, Leiter der Grassauer Bücherei stellte den Kontakt zur Sennerin Martina Fischer her. Somit traten bei dieser Veranstaltung die Bücherei und der Heimatverein zum ersten Mal gemeinsam auf.

Bericht: Tamara Eder