Lesung von Julie Fellmann in der Bücherei Grassau

Karl Valentin: Humoristische Lesung - Februar 2017

Erstaunlich war, wie viele sich auch außerhalb der üblichen Faschingsveranstaltungen humorvoll unterhalten lassen wollten. Bei der humoristischen Lesung über Karl Valentin im kleinen Heftersaal drohte dieser fast aus allen Nähten zu platzen. Die Büchereidamen, die diesen lustigen Abend anboten, trafen damit voll den Geschmack des interessierten Publikums.

Willi Schwenkmeier widmete sich im ersten Teil des Abends dem Leben von Karl Valentin, der im Februar, am Rosenmontag, vor 69 Jahren verstarb. Der von Valentin verfasste Lebenslauf diente dazu, diesen Komiker näher darzustellen. Mit dem Zitat von Valentin „Ein Komiker ist der traurigste Mensch von der Welt. Nicht mal über seinen eigenen Schmarrn kann er lachen“, wandte sich Schwenkmeier dem Menschen Valentin zu. Karl Valentin sei ein Hypochonder gewesen, „der nicht gesund war, wenn er nicht krank war“. Im Lebenslauf des Münchner Komödianten beschrieb Valentin seine Schulzeit als eine siebenjährige Zuchthausstrafe und auch der Beruf des Schreiners schien ihm nicht gefallen zu haben, denn bei seinem letzten Arbeitstag schlug er einen Nagel in die Wand und hängte das goldene Handwerk an den Nagel. Dann baute er sich einen Musikapparat und versuchte sich als Volksmusikant, erntete aber keine Lorbeeren. Der Durchbruch gelang dem Komiker erst 1911, als er gemeinsam mit seiner Partnerin Liesl Karlstadt (Elisabeth Wellano) in München auf der Bühne stand. Valentin sei öfter nach Amerika eingeladen worden, wollte aber nicht reisen, da er sich vor fremden Klima ängstigte. Was war Karl Valentin nun, ein Komiker, ein Komödiant, ein Wortverdreher, fragte Schwenkmeier. Für ihn sei er ein „hinterfotziger, bayrischer Philosoph“ gewesen, der den Leuten aufs Maul geschaut hat. Valentin sei vieles gewesen, nur kein einfacher Mensch. Selbst der fröhlichste, offene Bayer wäre mit dem Komiker nicht warm geworden. Auch die Meinung einiger, Valentin sei ein Nazi gewesen, ließ Schwenkmeier nicht stehen. Vielmehr hielt Valentin nichts von Hitler, was in einigen Aussagen des Komikers deutlich wurde, wie in „Heil, Heil, ja wie heißt er denn nur. Ich kann mir seinen Namen nicht merken“. Die Doppeldeutigkeit, die Karl Valentin zeigte, wurde auch in dem Ausspruch „Fremd in der Fremde nur in der Fremde“ deutlich.

Die letzten fünf Lebensjahre verbrachte der einst gefeierte Valentin verbittert, krank und verdrossen, erzählte Schwenkmeier. Er nannte Valentin auch „Sprachclown“ und bot einige Beispiele, wie „Die unpolitische Käsrede“ oder die Dame im Frisörsalon, die sich weigert mit ihrer neuen Frisur den Salon zu verlassen und ihre wahre Herkunft mit ihrer Sprache trotz ihres Vermögens nicht verbergen kann. Da durfte es überaus derb werden und nach allen Regeln der bayrischen Kunst geflucht und geschimpft werden. Die Zuhörer bogen sich vor Lachen. Welch hintergründiger Schriftsteller Valentin war, verdeutlichte er Schwenkmeier auch an Hand es Sketches im Kaufhaus, wo sich Valentin zunächst für eine Handtasche, dann für einen Hut und schließlich für einen Regenschirm interessierte. Gespielt zeigt diese lustige Beratung im Geschäft nicht die Hintergründigkeit, die man beim Lesen erkennt. Die Symbolhaftigkeit dieser Gegenstände fiel dann auch dem Publikum auf. Schwenkmeier informierte, dass er Schriftstücke von Valentin gelesen habe, die nicht jugendfrei sind.

Einen noch tieferen Einblick in den Humor des Karl Valentin ermöglichte das Wessner Bauerntheater mit dem Schwank „Der Firmling“. Mit heftigem Poltern, wobei Stühle und Tisch im Weinlokal flogen, kamen Valentin (Anton Blank) und sein Firmling (Johanna Steiner- im Original von Liesl Karlstadt dargestellt) in das Lokal. Da wurde der Wortwitz des Karl Valentin, gepaart mit seiner außergewöhnlichen Optik dem Publikum perfekt vorgestellt. Der Kellner (Peter Steiner) konnte seine überhebliche Abneigung nicht verbergen.  Bei diesem Klassiker, den die Theaterspieler sehr gut wiedergaben, konnte sich das Publikum vor Begeisterung kaum noch halten und die drei Laienspieler ernteten anhaltenden Applaus. Genau so stellten sich die Gäste einen amüsanten Unsinnigen Donnerstag vor.

Bericht: Tamara Eder