März 2019 beim Hefter, © Tamara Eder

Christian Springer

erneut einmalig in Grassau im Heftersaal

Christian Springer gastiert am 29.03.2019 im Heftersaal.

„Seid´s nett, die Verwandtschaft kommt“

 „Alle machen, keiner tut was“

von Tamara Eder. Grassau.Ein wenig böse, aber immer treffend: Feinsinniges politisches Kabarett bot Christian Springer im voll besetzten Grassauer „Heftersaal“ mit seinem Programm „Alle machen, keiner tut was“. Das Publikum freute sich über die spitze Zunge des grandiosen Kabarettisten – und war begeistert.

Gleich zu Beginn wunderte sich der Kabarettist: Darüber, dass derzeit kein großes Fest und kein Umzug stattfinde, obwohl es doch „Ein Jahr Markus Söder“ zu feiern gebe. Zumindest ein lebensgroßer Boxbeutel wäre angemessen gewesen. Schließlich habe es noch niemand so perfekt geschafft, Tradition und Moderne zu verbinden. Lobend erwähnte Springer das „bayerische Raumfahrprogramm“. Allerdings brauche es – den Bayern angemessen – schon eher eine etwas breitere Rakete, da auch die Blaskapelle hineinpassen müsse.

Springer widmete sich auch dem Thema Wohnungsnot. Anstatt sich diesem Problem anzunehmen, werde nun eine bayerische Reiterstaffel finanziert. Getreu dem Motto: Die Münchner Polizisten haben zwar keine Wohnung, dafür aber ein Pferd. Bildlich stellte sich Springer Verfolgungsjagden auf der Autobahn mit PS-starken Boliden und dem Ein-PS starken Verfolger vor.

„Wer ins Land kommt, soll sich an unsere Werte halten“, sagte Springer mit Blick auf die Europawahl. Und schob die Frage hinterher: „Aber welche Werte sind das überhaupt?“ Der wichtigste Wert sei der Blutdruck, denn da geht’s um Leben und Tod. „Wir sterben nicht am islamischen Terror, sondern am Bluthochdruck“, der Todesursache Nummer eins. Von 200 000 Todesfällen stellen die Bayern mit 50 000 die größte Gruppe. Und das, obwohl man die Berge vor Augen habe. Weitere wichtige Werte: der Cholesterinwert, der Promille-Wert, der Abgaswert. Der allergrößte Wert sei aber das „Diridari“. Viel wichtiger seien da doch Kreativität und Fantasie, meinte Springer. Denn ohne die Fantasie würde es schließlich keine Highheels und auch keine Datenschutzgesetzgrundverordnung geben. Christian Springer kann aber auch anders, schlug empfindsame Worte an, berichtete über seine Syrien-Hilfe und von tausenden Menschen in Flüchtlingslagern, die unbemerkt sterben – nur weil ein „Tiefdruckgebiet“ die Lager in Schneelandschaften, überflutete Gebiete und Seuchengebiete verwandelt. „Da kann man die Socken nicht einfach zum Trocknen raushängen.“

Am Ende kam Christian Springer zu dem Schluss, das alles, was so bayerisch ist, gar nicht den Bajuwaren zuzuordnen sei. In den römischen Söldnertruppen, die das Bayernland in grauer Vorzeit heimsuchten, seien viele syrische Bogenschützen gewesen. So mancher stolzer bayerischer Trachtler trage also mehr syrisches Blut als im bewusst sei. „Also seid‘s nett“, sagte Springer in Anspielung auf die Flüchtlingswelle. „Die Verwandtschaft kommt.“