Loriot

Unsinnige Lesung "Willkommen in Loriot's heiler Welt"

Willkommen in Loriots heiler Welt
Humorvolle Lesung und Sketsche in der Bücherei

Grassau (tb) – Eine „Faschingsveranstaltung“ ganz nach dem Geschmack feinsinnigen Humors wurde den vielen Besuchern in der Grassauer Bücherei geboten. Loriots heile Welt amüsierte bestens. Robert Höpfner las aus den Geschichten des Humoristen Vicco von Bülow und führte mit den Büchereidamen auch einige kleine Sketsche auf.
    Gekonnt las Robert Höpfner aus den Werken des Meisters der satirischen Betrachtung zwischenmenschlicher Kommunikationsprobleme vor, nicht ohne selbst den ein oder anderen kleinen Kommentar hinzuzufügen, und erntete dabei die Lacher des Publikums. Das hervorragende Spiel Loriots mit der deutschen Sprache wurde dabei deutlich. Vicco von Bülow, wie Loriot, bürgerlich hieß, verstand es Alltagssituationen zugespitzt darzustellen und dabei immer die Kontenance zu wahren. Dies wurde auch bei den Sketchen deutlich. „Feierabend“ spielte Robert Höpfer mit Caroline Zeisberger. Sie fragt: „Was machst du da“. Er: “Nichts“. Die sorgende Ehefrau möchte ihn zum Spazierengehen oder Lesen animieren, ohne Erfolg bis er schließlich laut betonte „ich wollte einfach nur da sitzen“. Das Gespräch, wie bei fast allen Dialogen des Komikers, läuft nicht. Das Ehepaar redet an einander vorbei und gerade das macht es so witzig. Mit Christine Dögerl stellte Höpfner dann „Das Frühstücksei“ nach und auch hier das gleiche lustige Spiel. Zunächst der Vorwurf „Das Ei ist hart“, dann die Erklärung, dass das Ei solange kochte, wie sie es im Gefühl hatte, also genau viereinhalb Minuten. Während er analytisch argumentiert, wird Frau Berta emotional und ist gekränkt.  Mit Christine Dögerl durfte das Publikum zudem das Jodeldiplom machen.
    Aus dem von Bülow selbst verfassten Lebenslauf zitierte Höpfner, dass Bülow nach dem Notabitur in den Militärdienst eintrat. Das Kriegsende war für ihn ärgerlich, da sich erneut die Berufsfrage stellte und er schließlich eine vielversprechende Karriere als Holzfäller antrat. Nach einem Jahr holte er den zweiten Teil des Notabiturs nach und studierte sechs Semester an der Kunstakademie. Nach 20 Lehrjahren sah er sich im Stande ein kleines Männchen mit Knollennase zu zeichnen, dass ihn bis heute ernährt. Mit viel Selbstironie verfasste Bülow diesen Lebenslauf.  
   Auch ein Liebesgedicht an das Fräulein Renate trug Höpfner vor. In diesem hält der Autor, also Loriot um die Hand an, schildert sein vergangenes Liebesleben und die Unzulänglichkeiten der verflossenen Partnerinnen und unterzeichnet schließlich als treuer Verehrer.
Gepflegt lachen, sich über den Wortwitz freuen, der meist auf eine Pointe warten ließ, aber dennoch so trefflich satirisch und ironisch die Szene darstellte, machte den Abend zu einem Erfolg. Ein amüsanter, feingeistiger Abend mit erfrischender Leichtigkeit, der die Besucher in die Siebziger Jahre zu „Wum“ und „Wendelin“ zurückholte. tb