"Mein lieber Herr Käthe" Erinnerungen an Katharina Luther von Bora - November 2017
Vor 500 Jahren reformierte Martin Luther mit dem Anschlag seiner Thesen die Kirche. Hinter ihm stand seine starke Frau, Katharina von Bora. Dieser außergewöhnlichen Frau war der Abend im Grassauer Heftersaal gewidmet. Die Schauspielerin und Autorin Heike Bauer-Banzhaf hielt einen interessanten, aufschlussreichen Monolog als Katharina Luther. Dabei präsentierte sie ihr selbstgeschriebenes Kirchenstück „Mein lieber Herr Käthe“.
Katharina Luther, genannt die Lutherin, steht in der Kirche von Wittenberg und nimmt wieder einmal Abschied um nach Torgau vor der Pest zu fliehen. Es sollte ihre letzte Flucht sein, denn nur zwei Monate später stirbt sie 53jährig.
Heike Bauer-Banzhaf zeichnet eine willensstarke Frau, die im Zisterzienserinnenkloster Mariathron erzogen und unterrichtet wurde. Mit 16 Jahren legte Katharina ihr Gelübde als Nonne ab. Als Katharina schwelte die Darstellerin in Erinnerungen an die Zeit im Kloster, als sie damals schon etwas wegen ihrer Wissbegierde auffiel. Die Schriften des 16 Jahre älteren Luthers wurde auch im Kloster gelesen. Was schließlich auch neun Klosterschwestern bewog aus dem Kloster zu fliehen und ein weltliches Leben vorzuziehen. Während ihre acht Mitschwestern schnell verheiratet werden konnten, wurde Katharina von ihrem Geliebten betrogen. Einen weiteren potentiellen Ehegatten schlug sie aus, interessierte sich dann aber für Luther, der scheinbar nur wenig Erfahrungen mit Frauen hatte. Sie erinnerte sich aber auch an die Geburt ihrer Kinder und welch guter Vater Martinus war. Sechs Kindern schenkte sie das Leben, wobei vier überlebten. Wie schwer sie es doch in Wittenberg hatte, sie als Frau, die ihre Felder selbst bestellte und dafür sorgte, dass es der Familie gut ging. Sie stärkte damit den Rücken ihres Mannes. Für diese Arbeit erntete sie in der Gesellschaft selten Anerkennung. Vielmehr wurde ihr Gier vorgeworfen. „Aber was hätte ich denn machen sollen, ich musste doch so viele Mäuler stopfen“, versuchte sie sich zu rechtfertigen. Im Hause Luther gingen viele Studenten ein und aus, viele blieben und mussten verköstigt werden. Die gottesfürchtige Frau beschreibt sich aber auch ihren Gatten, der ihr gerne wirtschaftlich das Zepter überließ. Er nannte sie gerne „mein lieber Herr Käthe“, was ihre Position in der Familie verdeutlicht. Dass Luther auch stolz auf seine Frau war, zeigte sich, da er mit ihrer Herkunft als Adelige gerne angab.
Ausdrucksstark spielte Heike Bauer-Banzhaf die Lutherin. Dabei wurde Martin Luthers Ehefrau als intelligent, aber auch pragmatisch, als liebende Ehefrau und Mutter und als selbstbewusste, lebensbejahende Frau gezeigt. Organisiert wurde der Abend von der Grassauer Bücherei mit evangelischen-lutherischen Kirchengemeinde Marquartstein. Wieder einmal bewahrheitete sich der Ausspruch, dass hinter jedem starken Mann auch eine starke Frau steht.
Text: Tamara Eder