Istnabul, © Zeisberger

Länder & Literaturen "Vom Orient zum Okzident"

In die Welt der Märchen entführte Annette Hartmann ihre Zuhörer in der Grassauer Bücherei. Herbert Walter vertiefte das Gehörte musikalisch.

Musik verbindet alle Völker, das ist bekannt.
Aber auch Märchen aus dem Abend- und Morgenland können zum gegenseitigen Verständnis beitragen. Das wurde in der Grassauer Bücherei bei einem Abend im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Länder und Literatur“ deutlich. Annette Hartmann entführte in die Märchenwelt, während Herbert Walter musikalisch die beiden Kontinente verband.

Mit der Oud, der „Urlaute“ „vertonte“ Herbert Walter die Märchen aus dem Okzident, die europäischen Märchen untermalte er mit der Gitarre. Als Meisterin der Erzählkunst flog Annette Hartmann mit ihren Zuhörern an den Bosporus, direkt auf die große Brücke zwischen Europa und dem Orient, wo sich Ali aus dem Orient und Georg aus Europa treffen. Beide wollen in dem fremden Kontinent ihr Glück suchen. Sie kommen ins Gespräch und beginnen, Märchen aus ihrer Heimat zu erzählen. Das Schicksal und die Liebe sind schnell als gemeinsames Thema gefunden. Märchen haben es ja so an sich, ein bisschen grausam zu sein, aber glücklich zu enden.

Ein weiteres verbindendes Thema sind die Frauen. Während Georg eine Geschichte über die „kluge Gretl“, eine Köchin, die ihren Herrn ausspielt, erzählt, weiß Ali ein Märchen von einer als Mann verkleideten Frau, die ihre Klugheit durch List ausdrückt.

Schließlich diskutieren die beiden Männer über das Thema Gerechtigkeit. Die Orientalen glauben an die himmlische Vergeltung und Gerechtigkeit, und auch die Europäer bauen auf ausgleichende Gerechtigkeit. So groß sind die Unterschiede also nicht, auch wenn die Sichtweise differiert.

Europäer haben die Uhr, Orientalen die Zeit

Schließlich, so erzählte Annette Hartman weiter, schaut Georg auf die Uhr, denn Gott habe den Europäer die Uhr und den Orientalen die Zeit geschenkt, und verabschiedet sich. Ob beide ihr Glück gefunden haben, das blieb der Fantasie der Zuhörer überlassen.

Begeistert waren die vielen Zuhörer über diese Märchenstunde, die in andere Welten entführte und zudem den Horizont erweiterte. Sind es doch in allen Ländern immer die gleichen Themen, die die Menschen beschäftigen. Mit Musik und den Märchen gelang es den beiden Künstlern, eine gedankliche Brücke zwischen Okzident und Orient zu bauen. tb