Christian Springer gastierte in Grassau
Endlich Aufklärung über deutsche Leitkultur
Christian Springer begeisterte im Heftersaal
Grassau (tb) – Was ist eigentlich unter deutscher Leitkultur zu verstehen? Mit dieser und anderen Fragen setzte sich der Kabarettist Christian Springer im Grassauer Heftersaal auseinander. Das begeisterte Publikum bekam dabei neue Einsichten.
„Wir haben in Bayern ein Integrationsgesetzt“, erklärte Springer. In der Präambel werde von Leitkultur, von christlich-abendländischer Kultur, also auch von Hexenverbrennung gesprochen, konstatierte Springer. Zur deutschen Leitkultur gehört doch eindeutig die Nationalhymne, oder, fragte Springer und ließ das Publikum die Hymne singen, wobei er mit der Ausführung nicht so ganz zufrieden schien. Aber ist die Hymne, die nur aus einer Strophe besteht, wirklich deutsch? Mit Nichten, denn die Melodie komponierte der Österreicher Haydn, der seine Kaiserhymne der von einem kroatischen Volkslied abkupferte und der Text wurde von Fallersleben in dem damals englischen Helgoland geschrieben und an die Engländer verkauft. Also handelt es sich nach Springer bei der Hymne um ein Plagiat eines kroatischen Volksliedes mit einem für England geschrieben Text. Was war das peinlich, als Flüchtlinge des Jugoslawienkriegs die Hymne lernen sollten und ihr bekanntes Marika Volkslied erkannten. Kann das deutsche Leitkultur sein? Selbst Adenauer, also der erste Bundeskanzler hatte wohl so seine Schwierigkeiten mit der Hymne. Als dieser, so wusste Springer, zum ersten Mal nach Amerika eingeladen wurde und es dort üblich war die Hymne des Landes zu spielen, gab es aber keine Deutschlandhymne. So wurde damals, und dies sei, so versicherte der Kabarettist, auch belegt, Heidewitzka Herr Kapität eingespielt worden und Adenauer habe mitgesummt.
Auch die bayrische Kultur erfahre Veränderungen. So werde es in Zukunft keine „Preißenwitze“ mehr geben, weil der Preiß nicht mehr unser Feind ist. Nun sei der „Nafri“, also der Nordafrikaner der Feind, obwohl man bei diesem wisse, wo er herkommt und beim Preißen nicht. Schließlich ist für den Bayern jeder ein Preiß, wenn er mehr als 100 Kilometer vom Heimatort wohnt.
Springer räumte zudem mit dem Glauben der Ausspruch „mir san mir“ sei Bayrisch auf. Dieser Ausspruch stamme aus Österreich. Selbst das Bierzelt sei keine bayrische Erfindung. Als König Ludwig auf der Theresienwiese öffentlich heiratete und damit das Oktoberfest seinen Anfang nahm, wurde um Schutz vor Regen ein Zelt aufgestellt. Dieses wiederum war ein Beutezelt aus dem Krieg gegen die Türken, also ein türkisch, islamisches Beutezelt, dass heutzutage als bayrische Erfindung gilt.
Auch schien Springer die Antwort, warum so viele Flüchtlinge nach Bayern wollen, zu kennen. Schließlich sei Strauß ein Syrienfreund gewesen, der sogar einen Schwerverbrecher nach drei Monate, also bis zum Oktoberfest, wieder laufen ließ. Somit dachten sich nun wohl einige, dass die bayrischen Präsidenten traditionsgemäß Kriminellen helfen, folgerte der Satiriker.
Er, Springer, habe aber so seine eigene Geschichte mit Strauß. Springer studierte damals Arabisch. Die Wahlreden des Landesvaters missfielen dem jungen Springer, der sich mittels zwei roher Eier Luft machen wollte. Als Strauß wieder einmal einer seine Wahlkampfansprachen am Nockherberg halten wollte, war es Springer, der seiner Meinung Luft machen wollte. Mühsam gelang es ihm die beiden Wurfgeschosse in den Saal zu schleusen. Leider verfehlten diese ihr Ziel. Dennoch wurde der junge Student verhaftet. Noch nie wurde er so beschimpft. Nicht weil er mit rohen Eiern auf Strauß warf, sondern vielmehr, weil er dem Polizeibeamten den Feierabend versaute. Damals, so Springer, sei er sogar auf der ersten Seite der Bild-Zeitung gewesen mit der Überschrift „Ich tat´s für meine Freundin“. Er hätte gerne die Telefonnummer dieser fiktiven Freundin gehabt. Nie hätte er damals geahnt, welches Nachspiel dieser Protestausdruck haben würde. Strauß zeigte ihn wegen Körperverletzung, obwohl er ihn nicht getroffen hatte, an. Strauß sei sogar so weit gegangen, dass er der Universität unmissverständlich erklärte, dass Springer nie einen Abschluss machen werden.
Man müsse zudem bedenken, dass nicht einmal unsere Zahlen deutsch sind. Wir rechnen nämlich mit arabischen Zahlen.
Was aber typisch deutsch sei, ist der Sonntagsspaziergang, eine Wissenschaft die unter Promenadelogie sogar gelehrt werde.
Zum Ende der Veranstaltung informierte er über sein Projekt „Orienthilfe e.V., dass sogar mit Mitteln des Freistaats gefördert werde. Die Orienthilfe habe an der Grenze zu Syrien ein Handwerkerhaus geschaffen und bildet junge syrische Flüchtlinge aus, ganz nach dem Motto Hilfe zur Selbsthilfe. Denn wenn der Krieg endlich einmal beendet sein sollte, dann werden diese jungen, ausgebildeten Menschen gebraucht um ihr Land aufzubauen. tb